MMORPGs im Wandel der Zeit

Titel wie Dark Sun Online oder Meridian 59 dürften nur wenigen Gaming-Veteranen noch vertraut sein. Beides sind allererste Vertreter des MMORPG-Genres, denen ein Erfolg beim breiteren Publikum aber noch verwehrt blieb. Eine größere Aufmerksamkeit erlangte der Begriff MMORPG und das damit verbundene Spielprinzip erst mit der Veröffentlichung von Ultima Online 1997. Die hohe Bekanntheit und Beliebtheit der Ultima-Serie war zweifellos mitverantwortlich für den kommerziellen Erfolg des Online-Ablegers.

Während Ultima Online vor allem durch die innovative Verwendung eines sogenannten Moral-Systems glänzte, hielt sich die Bedeutung von Spieler-Fraktionen oder PvP-Elementen noch in Grenzen. In diesem Aspekt tat sich der südkoreanische Titel Lineage hervor, dessen zweiter Teil auch in Europa eine beeindruckend große Spielerschar begeisterte. Die Eroberung und Verwaltung bestimmter Areale in Kooperation mit anderen Spielern und Gruppen spielte hier eine zentrale Rolle.

Der unübertroffene Mainstream-Einstieg und -Erfolg gelang aber World of Warcraft. Mit zum Teil über 12 Millionen Spielern konnte sich Blizzards Muster-MMORPG problemlos mit den erfolgreichsten Offline-Spielen aller Genres und aller Zeiten messen und überzeugte auch die letzten Skeptiker vom finanziellen Potenzial des Online-Rollenspiels. Anhand dieser Entwicklung auf dem PC ist es keine Überraschung, dass Entwickler ihr Glück mit Titeln dieser Richtung auch auf dem mobilen Markt versuchen.

Evoluti(OS)on

Einen der ersten Vertreter auf dem iPhone dürfte wohl Parallel Kingdom darstellen. Das Spiel nutzt Google Maps, um den Standort eines Spielers zu bestimmen und füllt die nähere Umgebung mit Monstern und anderen Spielern. Der Multiplayer-Aspekt ist bei diesem Spiel noch nicht besonders ausgeprägt – Handel und Chat zwischen Spielern ist möglich, außerdem kann man für bestimmte Belohnungen auch gemeinsam auf Monsterhatz gehen.

Deutlich ambitionierter gerierte sich da schon Yslandia, das mittlerweile leider nicht mehr im App-Store zu finden ist. Detaillierte Grafik, zwei höchst unterschiedliche Fraktionen auf eigenen Gebieten, sowie eine neutrale, hart umkämpfte Insel machten dieses Spiel zu einem fortschrittlicheren MMORPG im iOS-Segment. Im positiven Sinne zeigte Yslandia, dass monotones Grinding nicht zwangsläufig Teil eines MMORPGs sein musste, vielmehr rückten die Macher PvP-basierte Teamkämpfe in den Mittelpunkt.

Einen weiteren Fortschritt im mobilen Bereich repräsentierten dann Titel wie Order & Chaos Online oder Tower of Ascension. Order & Chaos brillierte bei Release mit sehr vielen unterschiedlichen Rassen und Fähigkeiten und der Breite der Interaktionsmöglichkeiten zwischen Spielern. Neben Handel und Kämpfen besteht auch die Möglichkeit, Gruppen und Gilden beizutreten, eine klare Annäherung an die Entwicklung auf dem PC-Markt.

Tower of Ascension orientierte sich im Vergleich zu anderen MMORPGs stärker an den immer noch gängigen Free2Play-Modellen anderer Genres. Energie als Resource, IAPs und diverse Timer erinnern stark an altbekannte Free2Play-Simulationen. Positiv erwähnenswert ist aber das ausgeklügelte Loot- und Ausrüstungssystem dieses Titels, sodass in diesem Fall zumindest hinsichtlich Umfang eine Weiterentwicklung erkennbar ist.

Vielversprechende Aussichten

Mit Hearthstone hat sich vor nicht allzu langer Zeit ein richtiger Big Name in den App Store verirrt – und es ist kein Zufall, dass sich Blizzard, also die Macher von World of Warcraft, für die Entwicklung des Spiels verantwortlich zeigen. Grundsätzlich erinnert das Prinzip an Magic: The Gathering – Spieler erstellen sich ein Deck aus unterschiedlichen Karten, das kontinuierlich mit mächtigeren Alternativen ergänzt werden kann. Die Spieler können sich dann mit diesen Decks bekämpfen und dessen Stärke und Effizienz messen. Die Grafik ist erstklassig, der Multiplayer-Aspekt funktioniert tadellos.

Betrachtet man die aktuellen Veröffentlichungen, kann man auch bei iOS-MMORPGs einen gewissen Reifeprozess feststellen. Der mag etwas länger gedauert haben, ähnlich wie es auch auf anderen Plattformen der Fall war, aber von Stillstand kann definitiv keine Rede sein.