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Spielsucht: Warum junge Migranten abhängig werden

Ins Kasino gehen, am Automaten Geld verspielen oder auf Pferde wetten: Spielsucht ist vielfältig.

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Ins Kasino gehen, am Automaten Geld verspielen oder auf Pferderennen wetten: Spielsucht hat viele Gesichter. Betroffen sind besonders junge Männer mit ausländischen Wurzeln – und das hat Gründe. Spezialisten und auf Glücksspiele fokussierte Suchthelfer nehmen seit geraumer Zeit Spielsüchtige mit ausländischen Wurzeln in den Fokus. „Unter Migranten gibt es die Problematik auffallend häufiger, da haben wir einen größeren Anteil an Menschen mit Glücksspielproblemen als im deutschsprachigen Bevölkerungsteil“, stellt Konrad Landgraf, Geschäftsführer der Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern fest. Unlängst wurde daher zu dem Thema ein Fachkongress unter dem Motto „Migration – Trauma – Glücksspiel“ in München veranstaltet.

Die Zahl der betroffenen Personen wird im Freistaat auf gut ein Prozent aller Erwachsenen geschätzt. Die mitleidenden Angehörigen sind in dem Wert nicht enthalten. „Für Bayern haben wir berechnet, dass es etwa 34.000 Menschen gibt, die pathologische – also krankhafte – Spieler sind, und weitere 33.000, die problematische Spieler sind, also eine Vorstufe davon“, sagt Landgraf. Spielsucht zeigt viele Übereinstimmungen mit anderen Suchtkrankheiten. Kennzeichen ist unter anderem ein massiver Kontrollverlust, der Süchtige quasi zwingt zu spielen, obwohl er überhaupt nicht anfangen oder längst aufhören wollte. Hinzu kommen Ausreden, Lügen sowie Gefährdung von Arbeitsplatz und sozialen Beziehungen.

Bei Spielern können sich zudem auch Schulden aufhäufen. Daher kommt auch teilweise Diebstahl zur Finanzierung der Sucht hinzu. „Es geht natürlich ums Gewinnen. Es geht aber bei ganz vielen auch darum, die Probleme, die man hat, zu vergessen“, erläutert der Geschäftsführer der Landesstelle Glücksspielsucht. Viele Süchtige litten demnach unter Depressionen oder einer Persönlichkeitsstörung. Migranten sollen besonders betroffen sein, was an unterschiedlichen Faktoren liege. „Das hat sicherlich einen kulturellen Hintergrund, kann aber auch mit dem Migrationsgeschehen zu tun haben, das bringt ja an sich besondere Probleme mit sich“, erklärte Landgraf. Verstärkend wirke sich aus, dass Glücksspiel traditionell eine Männerdomäne gelte und besonders junge Männer risikofreudiger seien.

Auch seien Studien zu dem Ergebnis gekommen, dass Betroffene in ihrer Vergangenheit übermäßig häufig traumatisierende Erlebnisse hatten. Eine Zunahme glücksspielsüchtiger Flüchtlinge – die vergleichsweise häufig traumatisiert sind – kann die Landesstelle noch nicht feststellen. Dies liege zum einen daran, dass sich eine Glücksspielsucht über längere Zeit entwickele. Zum anderen beherrschten Flüchtlinge oft die Sprache noch nicht gut genug für eine Therapie, außerdem seien ihnen die Hilfsangebote in Deutschland nicht bekannt. „Es kann aber sein, dass das in den nächsten Jahren zum Problem wird“, sagte Landgraf. „Das gilt dann aber auch für andere Suchtmittel.“ Eine Lösung für diese Herausforderung ist bislang nicht in Sicht. Spezialisten wollen das Thema aber vertiefen und Hilfestellungen ausarbeiten.

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