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Lokalisierer – Ein undankbarer Job im Dienste der Gamer

Lokalisierer haben den wohl undankbarsten Job der Spieleindustrie. Das hat gute Gründe.

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Gaming: Würde in der Spielebranche eine Berufsgruppe mit dem Preis für den undankbarsten Job überhaupt ausgezeichnet, wäre es mit hoher Wahrscheinlichkeit der des Lokalisierers.

Viele Gaming-Fans sind sich schließlich gar nicht bewusst darüber, dass es überhaupt Menschen gibt, welche ihren Berufsalltag der Videospiellokalisierung widmen. Viele beliebte Videospiele werden dabei in ganze 37 unterschiedliche Sprachen übersetzt. Oft werden diese Übersetzungen von Muttersprachlern vorgenommen, daneben arbeiten auch Diplomübersetzer als Lokalisierer in der Spielebranche.

Viel Lob erhalten die Lokalisierer für ihre Arbeit so nicht. In Internetforen werden von den Fans in der Regel lediglich Fehler in den Übersetzungen erwähnt.

Zwerge mit sächsischem Dialekt

Viele deutsche Gamer nehmen die Lokalisierung ihrer Lieblingsspiele schlichtweg als gegeben hin. Dagegen ist die Wertschätzung der Spieler in anderen Ländern, wie beispielsweise Norwegen oder Polen, wesentlich größer.

Aus einer geschäftlichen Perspektive handelt es sich bei dem Lokalisieren um einen äußerst wichtigen Teil der Produktion. Für Publisher gehört es zu den absoluten Pflichtübungen, obwohl sie dabei eigentlich nur verlieren können. In dem Spiel „Baldur’s Gate“ haben die Zwerge zum Beispiel in einem sächsischen Dialekt gesprochen, wodurch das Spiel über Jahre Gesprächsthema im Bereich der ungewöhnlichen Übersetzungen war.

Aufwendige Arbeit unter großem Zeitdruck

Die Anfangsphase der Lokalisierung von Videospielen wirkt rückblickend beinahe romantisch verklärt. Spiele, wie „Indiana Jones“ und „Monkey Island“ wurden zum Ende der 1980er Jahre noch von einem einzelnen Übersetzer lokalisiert. Dies ist heutzutage kaum noch vorstellbar, da die Spiele sich durch einen wesentlich größeren Umfang an Bildschirmtext auszeichnen. Die Spieler empfinden es dabei als vollkommen normal, dass die Spiele durch Stimmen bekannter deutscher Schauspieler eingesprochen werden. Ben Becker sprach so beispielsweise den Helden des kürzlich erschienenen „Call of Duty“-Spiels.

Lokalisierer sind außerdem stets mit einem enormen Zeitdruck konfrontiert. Für die Publisher der Spiele ist es hinsichtlich der internationalen Download-Portale und im Zuge übergreifender Marketingkampagnen von großer Bedeutung, zeitgleich so viele Länderversionen wie möglich im Handel anzubieten. Es stellt eine große Ausnahme dar, wenn ein Spiel überhaupt nicht übersetzt wird, wie beispielsweise „Madden NFL 2012“.

Für die Unternehmen handelt es sich bei dem Lokalisieren um einen aufwendigen Prozess, der bei den simplen Übersetzungen der Spielemenüs beginnt und sich bis zu der Entfernung von Hakenkreuzen aus Kriegsspielen fortführt. Die Kosten für viele Projekte sind im sechsstelligen Bereich zu verorten. Das Spiel „Star Wars: The Old Republic“ schaffte es sogar in das Guinness-Buch der Rekorde. Mit ganzen 200.000 Zeilen Dialog gilt es als die aufwendigste Spielevertonung überhaupt.

Rollenspiele sind die schwierigsten Projekte

Häufig beginnen die Arbeiten an den unterschiedlichen Sprachversionen bereits parallel zu der Entwicklung der Spiele. Der Endspurt beginnt rund drei Monate vor der Veröffentlichung. Dann ist es nötig, termingerecht probezuspielen, aufzunehmen und zu texten. Auf eine gute Teamarbeit kann dabei keinesfalls verzichtet werden.

Das Rollenspiel „Skyrim“ setzte beispielsweise die Zusammenarbeit von 30 Lokalisierern und 60 Synchronsprechern voraus. Generell bilden die herausforderndsten Projekte die Rollenspiele. Diese zeichnen sich durch eine hohe Storylastigkeit aus und es müssen viele Personen, viel Historie und viele komplexe Zusammenhänge berücksichtigt werden. Besonders schwierig wird es dann, wenn Vorgängerversionen von einer anderen Firma lokalisiert wurden.

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