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Ratgeber In-App-Angebote: Kinder kennen keine Grenzen mehr

Apple und Google schützen Kinder in den App Stores nicht ausreichend.

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Ratgeber: Spiele für Apple iPhone & Co. können oftmals kostenlos in den App Stores von Apple und Google geladen werden. Dabei sind die kostenlosen Downloads zumeist nicht etwa als Testversion gemeint, bei der Spieler bei Gefallen anschließend die Vollversion kaufen können, sondern als raffiniert entworfene Motivationsmodelle, bei denen engagierte Spieler mehr oder wenigen gezwungen werden, sich per In-App-Kauf Vorteile im Spiel zu erkaufen.

Spiele dieser Art werden auch als „Freemium“ bezeichnet und sind konservativen Spielern seit Jahren ein Dorn im Auge. Viele Nutzer verlangen insgeheim nach mehr hochwertigen Spielen, die einmal bezahlt werden und dann möglichst lange Unterhaltung bieten. Oceanhorn und die Spiele der The Room-Serie sind bekannte Vertreter dieser immer seltener werdenden Spezies.

Freemium-Games triumphieren über Premium

Die Gier der Anbieter von Freemium-Spielen hat dabei längst jede Dimension gesprengt. Zahlreiche Spieler bieten In-App-Angebote mit Preisen bis zu 109,99 Euro an. Das hat mit dem realen Wert der Spiele nichts mehr zu tun. Apple und Google als Anbieter der Content-Stores tun dagegen nichts – sie verdienen aber prächtig mit. Der Unterschied zwischen modernen Handspielen und Glücksspielen erscheint damit unklar.

Wer einen nur 0,99 Euro teuren 6aus49-Lotto-Spielschein ausfüllt – der sich ohnehin erst ab 18 kaufen lässt – muss sich mehrere Hinweise gefallen lassen, dass „Glücksspiel süchtig machen kann“. Immerhin, das könnte abschrecken. In den Software-Kaufhäusern von Apple und Google findet sich nichts vergleichbares. Dort herrscht nach wie vor Goldgräberstimmung und alle machen fröhlich mit.

Apple und Google verdienen prächtig an In-Apps

Die moralische und vielleicht auch irgendwann gesetzliche Verdammung von Glücksspielen und Casinos mit gratis Startguthaben erscheint damit als zahnloser Tiger. Im App Store lassen sich hunderte Glücksspiel-Apps laden, die das Spielkasino traditioneller Art als virtuelles Vergnügen auf die Smartphones und Tablets holt. Apps dieser Art schmeißen mit In-App-Angeboten nur so um sich. Dabei sind Preise von 109,99 Euro eher Regel denn Ausnahme. Unterschiede zwischen Unterhaltungsspielen und Casino-Apps sind somit kaum auszumachen.

Das kann fatale Folgen haben: Für Schlagzeilen sorgte der Fall eines 11-Jährigen, der es binnen weniger Stunden geschafft hat, 7.000 Euro in jeweils 0,99 Euro In-App-Käufe zu investieren. Die erschrockenen Eltern wandten sich an die Presse, Apple entschied sich im Frühjahr 2017 die angefallene Rechnung zu begleichen und derart die Wogen zu glätten. Geändert hat sich seitdem nichts, im Gegenteil, das Angebot an Casino-Apps ist eher gewachsen.

Zeitliche und finanzielle Schranken fehlen

Die britische BBC hat sich dem Thema angenommen und ist dabei zu dem Ergebnis gelangt, das die Familienfreigabe, die Bildschirmzeit-Funktion und die gesetzlichen Passcodes zwar alles lobenswerte Maßnahmen sind, die aber immer noch nicht ausreichen, um die alltäglichen App Store-Dramen zu verhindern. Unter der Überschrift „Mein Sohn hat 3.160 Pfund in einem Spiel ausgegeben, hat die BBC zahlreiche Erfahrungsberichte über In-App-Käufe zusammengetragen.

Hartgesottene werden nun behaupten, dass Eltern es nicht besser verdient haben, wenn sie ihrem Kind ein Smartphone oder Tablets in die Hand geben und dann auch noch die Kreditkarteninformationen und Passwörter mitteilen. Das mag sein und wirklich, Eltern machen es sich nur allzu oft viel zu leicht, indem sie ihren Kindern ein technisches Gerät in die Hand drücken, als aufmerksam mit ihnen Zeit zu verbringen. Trotzdem, Apple und Google müssen sich die Frage gefallen lassen, warum sie keine zeitlichen oder finanziellen Beschränkungen bei In-App-Käufen implementieren. Mit diesen könnte oftmals das Schlimmste verhindert werden.

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