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Clubhouse: Hype-App aus den USA ist in Deutschland angekommen

Clubhouse sorgt für Aufregung. Nutzer fragen, wie sie an eine Clubhouse Einladung kommen.

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Clubhouse sorgt für Aufregung. Die Audio-App rangiert seit dem Wochenende auf Platz 1 der Download-Charts. Warum ist das so? Der Hype kam gänzlich überraschend: Quasi über Nacht schubste Clubhouse den Telegram Messenger von Platz 1 der am häufigsten heruntergeladenen Apps im App Store von Apple. Erstaunlich, zumal Telegram die hervorragende Platzierung einzig erreichen konnte, da Facebook eine Änderung der WhatsApp AGB durchsetzen wollte. Nutzerdaten von dem Messenger sollten an den Mutterkonzern weitergegeben werden dürfen, um von diesem dann zu Werbezwecken eingesetzt zu werden. Der Aufschrei war groß, die Menschen wählten mit Telegram eine sichere Alternative zu WhatsApp. Facebook ruderte zurück und verschob die AGB-Änderung vorerst auf Mai 2021. Zu spät, Telegram war bereits der große Nutznießer des hausgemachten Debakels. Und dann kam Clubhouse.

Deutschland befindet sich somit wieder einmal im App-Fieber. Clubhouse ist laut einem Bericht von Tagesschau eine Anwendung, mit der sich Nutzer Gespräche anhören und aktiv an Diskussionen beteiligen können. Ein TikTok der Worte also. Die Audio-App kann mit Stand Januar 2021 ausschließlich auf Apple iPhones verwendet werden. Eine Android-Version liegt bislang nicht vor. Publisher Alpha Exploration aus Salt Lake City beschreibt seine App als „eine neue Art von sozialem Dienst, der auf Sprache basiert und es Menschen überall auf der Welt ermöglicht, sich zu unterhalten, Geschichten zu erzählen, Ideen zu entwickeln, Freundschaften zu vertiefen und interessante neue Leute zu treffen“. Das Marketing-Konzept basiert auf dem Prinzip der künstlichen Verknappung. Daher müssen auch die meisten iPhone-Besitzer, die Clubhouse installiert haben, noch warten, bis sie die überhaupt nutzen können.

Nutzer, die bei Clubhouse mitmachen wollen, benötigen dazu eine Einladung von einem aktiven Anwender. Eine Clubhouse Einladung wurde am Wochenende bei eBay zu Preisen von bis zu 50 Euro gehandelt. Datenschützern ist die App bereits jetzt ein Dorn im Auge. Alpha Exploration setzt zur viralen Verbreitung seiner App auf eine umstrittene Methode, die vor Jahren bereits WhatsApp ein rasantes Wachstum einbrachte: Nachdem ein Nutzer die App installiert und die Einladung aktiviert hat, fordert die Anwendung Zugriff auf sämtliche Einträge im Kontakte-Adressbuch des verwendeten iPhones. Auch bei der Anmeldung über einen Social-Media-Account behält sich der Anbieter den Zugang für Follower und Freundeslisten vor.

Eine Vorgehensweise, die von Datenschützern in Europa bereits bei WhatsApp heftig kritisiert wurde. Regulär müssen Nutzer im voraus bei jedem einzelnen Kontakt ihre Einwilligung geben, bevor die persönlichen Daten auf Server in den USA übertragen werden dürfen. Alpha Exploration kann auf diese Weise eine gigantische Menge persönlicher Daten von Kontakten sammeln, die die App nicht einmal auf dem Handy haben. „Bei der App Clubhouse gibt es drei Punkte mit datenschutzrechtlicher Fragwürdigkeit“, erklärte ein Sprecher der saarländischen Datenschutzbehörde gegenüber Tagesschau. Besonders der Zugriff auf Daten über das Kontaktbuch sei kritisch zu sehen. Zwar gebe es auch funktionale Gründe, da dadurch die Verbindung zwischen Nutzern hergestellt werde. Ohne Einwilligung und mit Einrichtung von Schattenprofilen sei das allerdings äußerst bedenklich.

Die Aufsichtsbehörde vertritt die Auffassung, dass es hinsichtlich der Kontaktverbindungen durchaus Möglichkeiten gebe, die dem Datenschutz eher entsprechen würden. Die Verwendung eines sogenannten Hashtags wäre zum Beispiel eine Alternative. Auch bezüglich der Transparenz herrscht Unklarheit. Aus den Regeln würde nicht hervorgehen, wofür die Daten verwendet werden. Laut der Datenschutzerklärung von Alpha Exploration, kann die US-Firma die Daten sogar weitergeben. Der dritte kritische Punkt sei das Mitschneiden von Gesprächen. Das Unternehmen behaupte, es gehe um einen potenziellen Eingriff bei Beschwerden oder Vergehen. Trotzdem sei diese Praxis kritisch zu sehen, so der Sprecher. Medienberichten zufolge könnte das Datenschutzkonzept von Clubhouse gar gegen die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verstoßen.

Die Behörden in der EU und auch in Deutschland hätten die App jedoch auf dem Schirm, und es werde sicher Diskussionen über diese geben müssen. Anwendern rät Stein: „Nutzer sollten sich mit den Datenschutzrichtlinien beschäftigen und das Risiko abwägen, ob die Weitergabe von Daten die Nutzung der App wert ist.“ Das haben zahlreiche deutsche Influencer offenbar bereits getan. So verfolgten beispielsweise über 1.000 Menschen virtuell in einem Clubhouse-Raum, wie die Digitalministerin Dorothee Bär mit der Unternehmerin Tijen Onaran, der Journalistin Niddal Salah-Eldin und vielen anderen über das „Diversity Jahr 2021“ diskutierten. Um die Bekanntheit der App weiter zu steigern, werden Clubhouse-Mitglieder sowohl von den Machern des Dienstes als auch von den Moderatoren einzelner Gruppen aktiv dazu aufgefordert, ihre Profile auf anderen Plattformen zu verknüpfen und dort die Inhalte der Gespräche zu kommentieren.

Derart soll bei Twitter, LinkedIn und Instagram der Wunsch geweckt werden, möglichst schnell an eine Einladung zu dem Netzwerk zu kommen. Dieser Ansatz wird „Fear of missing out“ genannt: Die Angst, etwas zu verpassen. Clubhouse ist seit April 2020 verfügbar und löste zunächst in den USA während der Corona-Krise einen „Hype“ aus, der an die Anfänge von WhatsApp oder Snapchat erinnerte. Der Wagnis-Kapitalgeber Andreessen Horowitz, der auch früh in Silicon-Valley-Stars wie Airbnb, Facebook, Instagram, Lyft und Twitter investiert hatte, steckte im Mai des gleichen Jahres zwölf Millionen Dollar in Clubhouse. Damit wurde das Start-up schlagartig mit 100 Millionen Dollar bewertet. Zu dem Zeitpunkt waren nur rund 1.500 Nutzer bei der Anwendung aktiv dabei. Darunter waren allerdings prominente User wie der Rapper Drake, der Comedian Kevin Hart und die US-Schauspielerin Tiffany Haddish.

Nutzer können bei Clubhouse unterschiedliche Rollen einnehmen. Als Moderatoren können sie Audio-Chats starten, andere Anwender auf die Bühne holen und ihren das Mikrophon übergeben. Sprecher beteiligen sich aktiv an der Diskussion. Die Masse der Nutzer beschränkt sich auf eine Zuhörer-Rolle. Sie können aber virtuell die Hand heben, um den Moderator auf sich aufmerksam zu machen, wenn sie etwas zur Gesprächsrunde beitragen wollen. Im Gegensatz zu Netzwerken wie Twitter können Beiträge nicht schriftlich kommentiert oder „Likes“ vergeben werden. Über die Suchfunktion in der App haben die Nutzer zusätzlich die Möglichkeit, Menschen oder Clubs zu finden – Communitys, die sich auf bestimmte Themen spezialisieren. AppGamers wird in den kommenden Stunden einen weiteren Artikel zu dem Thema Clubhouse Einladung veröffentlichen. Interessierte Nutzer können dann in den Kommentaren nach Einladungen fragen.

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