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Younow Tipps für Eltern

Younow Tipps – In diesem Artikel stellen wir den Broadcast-Dienst Younow vor und geben Tipps und Hilfen für Kinder Eltern und Lehrer.

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Younow Tipps für Eltern, Lehrkräfte und Politiker. Younow ist der neue Hype im Internet. Nutzer setzen sich vor die Kamera und plaudern mit ihren Fans, Bekannten sowie unbekannten Zuschauern. Die deutsche Medienlandschaft ist entsetzt und verteufelt die neue Technik umgehend als Pädophilen-Plattform und Kinderstrich. Das Familienministerium bläst natürlich auch zum Kampf und überforderte Eltern verklagen prompt die Macher des digitalen Angebotes. Was für ein Unfug, entstanden, wie so oft, aus Unwissenheit.

Wir haben uns in den letzten Tagen eingehend mit Younow beschäftigt, Stunden mit Broadcastern verbracht und einen umfassenden Blick in die Welt der Video-Chats geworfen. Unser Tipp lautet: Bitte etwas Gelassenheit. So schlimm wie von den Medien dargestellt, ist es bei weitem nicht. Beginnen wir mit den Grundlagen: Was ist denn überhaupt der Broadcast-Dienst Younow?

Younow Tipps für Eltern und Lehrer

Der Broadcast-Dienst ist der nächste, logische Schritt nach Facebook, Selfies und Snapchat. Was mit Text und wenigen Fotos bei Facebook begann, wird mit Younow in Echtzeit und mit bewegten Bildern in die Tat umgesetzt: Das eigene Leben mit anderen zu teilen. Von uns befragte Broadcaster antworten auf die Frage, warum sie denn jeden Tag stundenlang Chats beantworten und sich dabei zuschauen lassen, eigentlich stets identisch.

Es macht Spaß, und ist durch die bewegten Bilder sehr viel persönlicher als Nachrichten mit Smartphones, Apps oder Facebook zu versenden. Vorwürfe, dass es sich bei Younow um eine Plattform für Pädophilen oder vergleichbar kranker Menschen handelt, werden von der netten Community nur mit einem Kopfschütteln abgetan. „Die haben eben wieder nichts verstanden“, lautet oft die Antwort. Wer ist damit gemeint?

Medien laufen schon wieder Amok

In erster Linie wohl die deutschen Medien, die offenbar nichts aus der Kritik aufgrund ihrer Ukraine-Berichterstattung gelernt haben, und mit Younow nun die nächste Sau durch das Dorf treiben wollen. Müssen sie ja auch, und das in maximal reißerischen Überschriften: Die Auflagen brechen seit Jahren ein, da ist jeder Skandal willkommen. Dumm nur, dass Younow kein Skandal ist.

Betrachtet man die Überschriften bekannter Zeitungen und Magazine zu dem Thema, beschleicht einen ein ungutes Gefühl. Nicht Younow betreffend, die Redakteure sind damit gemeint. Der Focus titelt zum Beispiel „Jugendschützer entsetzt, diese Gefahren lauern bei der Nutzung von Younow“. Die Zeitung mit den großen Buchstaben, stets für schlaue Überschiften zu haben, schreibt in einem Artikel „Younow Mobbing“ und nötigt sogar Familienministerin Manuela Schwesig die Erklärung ab: „Wer diese Plattform nutzt, ist unmittelbar für alle im Internet sichtbar. Kinder und Jugendliche sind der Gefahr ausgesetzt, ein leichtes Opfer sexueller Belästigung zu werden.“

Erfahrung sorgt für Gelassenheit

Angesichts solch tiefgreifender Analysen ist es wenig verwunderlich, dass einer liebenden Mutter alle Stricke der Vernunft entglitten. Die Dame ergriff sogleich das scharfe Schwert des Damokles und verklagte Younow und den deutschen TV-Sender Pro7. Younow als Anbieter des Dienstes und Pro7, weil der Sender unter anderem die Tochter als Beispiel von Younow-Anwendern im Fernsehen zeigte. Als erstes Ergebnis dieser Gewaltaktion, so hat die entrüstete Mutter später den Medien erläutert, schaltet das Töchterchen nun auf stur und lehnt Gespräche mit der Mutter zu dem Thema ab. Wenig erstaunlich. Immerhin war die Mutter einmal in ihrem Leben in der Zeitung.

Beschäftigt man sich wie wir zahlreiche Stunden mit Younow kehrt eine gewisse Gelassenheit ein. Gewiss, eine latente Gefährdung durch Pädophile besteht. Die besteht aber auch auf dem Schulweg. Kranke Menschen gibt es leider überall. Auf Younow können Broadcaster Zuschauer leicht blockieren. Auch haben wir gelernt, dass die Plattform einen Selbstreinigungsmechanismus hat: Nervende Nutzer oder User, die sich in gewissen Andeutungen ergehen, werden direkt von den Broadcastern oder von anderen Nutzern kleingehalten. Das sollen jedoch Ausnahmen sein: Wir haben uns stundenlang durch Kanäle gezappt und haben keinen einzigen Vorfall dieser Art kennengelernt.

Selbstreinigung durch Community

Die Broadcaster von Younow sind ganz normale Menschen. Das Klischee, dass es sich um typische Mobbing-Opfer mit Verhaltensstörungen, um Einzelgänger oder Außenseiter handelt, trifft unserer Meinung nach nicht zu. Susann zum Beispiel ist etwas zu alt, um locker als Teenager durchzugehen, war aber am gestrigen Abend dennoch die Dame, mit den meisten Zuschauern. Ob das an den ein klein wenig zu rot geschminkten Lippen, dem Top im Tiger-Look oder an den tätowierten Unterarmen liegt, wagen wir nicht zu beurteilen. Susann hat auf jeden Fall Spaß, ist nett, höflich und geht auf ihre Zuschauer ein.

Recht positiv aufgefallen sind uns auch die beiden jungen 14-jährigen Mädchen aus den schönen neuen Bundesländern, die frech und sehr zwanglos über ihr Leben, Schule, Hobbys und ihre Freunde sprechen. Belästigungen kennen die beiden nach eigener Aussage kaum, wer nervt, wird halt fix gesperrt. Tja, so einfach geht das. Auch Bernd fühlt sich in der Younow-Welt wohl: Entspannt auf dem Sofa liegend, nuckelt er an seiner Wasserpfeife, leert dabei ein Bier und sabbelt mit seinen Zuschauern über Gott und die Welt. Eine coole Sau.

Halbnackte Kinder haben wir natürlich nicht gesehen. Hier wird es interessant für Journalisten, Eltern sowie Lehrer. Vor Jahren wurde Facebook verdammt, Datenschützer liefen förmlich Amok, dann war der „Sexting“-Dienst Snapchat das Feindbild und nun wird gegen Younow mit Eifer in die Schlacht gezogen, und das wieder einmal nur aus einem Grund: Mangelnde Medienkompetenz. Das Wort wird gerne in Zusammenhang mit Eltern und Lehrkräften verwendet und soll aussagen, dass besagte Zielgruppen wenig Wissen von den neuen Medien haben. Mangelndes Wissen ist häufig ein guter Grund, Streit vom Zaun zu brechen.

Eine nette beschauliche Welt

So auch bei Younow: Anstatt den Dienst direkt verbieten zu wollen, was ja totaler Blödsinn ist, weil dann binnen Wochen ein ähnliches Angebot kommen würde, wäre es wohl wesentlich besser, sich mit der Materie mal in Ruhe zu beschäftigen. Dann müsste man den Kindern auch kein Handy-Verbot erteilen, was ja auch nur eine Geste der Hilflosigkeit darstellt.

Wir haben auf Younow viele interessante Broadcaster gesehen. Auch viele, das geben wir gerne zu, deren Themen wir nicht ganz folgen konnten. Das mag am Alter liegen, der Unterschied von 30 Lebensjahren macht sich schon manchmal bemerkbar. Klar ist aber, dass diejenigen Broadcaster, die nett, bestimmt und authentisch auftreten, die meisten Zuschauer haben. Darum geht es vielen bei Younow: Zu zeigen, dass man beliebt ist. Warum auch nicht? Andere donnern sich auf und gehen aus ähnlichen Gründen zu blond auf die Straße. Auffallen, Gefallen, neue Freundschaften finden, in der digitalen und der realen Welt gibt es durchaus vergleichbare Verhaltensmuster.

Ein Schlusswort der Redaktion

Als Schlusswort geben wir Eltern, Lehrern und Politikern den Rat, sich einmal selbst mit Younow zu beschäftigen. Das tut gar nicht weh und öffnet Türen zu Teenagern, die sonst verschlossen bleiben würden. Das gilt es zu vermeiden. Rumschreien, ob im Kinderzimmer oder in den deutschen Medien, ist sicherlich keine Lösung, nur ein typisches Zeichen von Überforderung.

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