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Online ist das halbe Leben – ARD ZDF Studie

Online ist das halbe Leben – ARD ZDF Studie zur Online-Sucht.

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Von 60 Millionen Deutschen, die das Internet nutzen, sind lt. wissenschaftlicher Studien 5 – 7 % onlinesüchtig, das sind weit über 2 Millionen Betroffene – und es werden täglich mehr! Es gibt daher sogar schon Ratgeber für Co-Abhängigkeit, wenn also im engsten Kreise (Partner, Kind) jemand onlinesüchtig ist bezeichnenderweise online verfügbar.

„Huch, bin ich süchtig?“ … keine Bange, sofern du nicht dauerhaft schlapp, übermüde, blass, unkonzentriert, gereizt bist, häufig in einen Sekundenschlaf verfällst, Kreislaufprobleme hast und gar die Motorik leidet, gehörst du zum großen Kreis der üblichen Onliner ohne jegliche Exzesse.

Online – ja danke

Nun geht ist in der „ARD ZDF Onlinestudie“ nicht um Hardcore-Abhängige, sondern um den Otto-Normal-Onlinemenschen, wie dir, den Leser der gerade in diesem Moment diese Zeilen hier online liest.

Und dennoch: „Die Nutzungsdauer des Internets beträgt durchschnittlich 149 Minuten täglich, also knapp zweieinhalb Stunden. Das sind 21 Minuten mehr als im letzten Jahr.  … Lag die tägliche Unterwegsnutzung des Internets 2015 noch bei 18 Prozent, so liegt sie 2017 bei 30 Prozent, gegenüber dem Vorjahr kamen noch einmal 2 Prozentpunkte hinzu.“, so wird in der ARD ZDF Onlinestudie festgehalten.

Im Durchschnitt verbringt der deutschsprachige Bürger zweieinhalb Stunden täglich online. Tendenz steigend.

Das Lern- und Arbeitsumfeld ist einem Wandel unterlegen, der die Menschen (fast) aller Altersgruppen zum „Homo in acie“, einem Homo Online macht.

Hinzu kommt, dass so gut wie alle Lebensbereiche auf Medienprozessen basieren, es heute also kaum noch ohne Online geht. Dazu hat vor allem die Erfindung des Smartphones beigetragen, dieser Mini-Taschencomputer, den fast jeder stets mit sich trägt. Die sich daraus entwickelte App-Industrie hat in kürzester Zeit den Menschen mit einer kaum überschaubaren Quantität an sehr wertvollen aber auch einigen nutzlosen Hilfsprogrammen überhäuft. Und das ist gut so.

Überall und ständig online sein heißt die Devise. Deutschland hinkt zwar bezüglich des Ausbaus des Breitbandnetzes noch hinterher, was vielen die Online-Freude trübt. Aber die Richtung ist vorgegeben. Es gibt kein Zurück.

Online-Kinderwelt

Zur vorliegenden Studie wurden Erhebungen von Menschen ab dem 14. Lebensjahr herangezogen. Dies verzerrt die Studie erheblich, denn viele Kinder unter 14 Jahren nutzen bereits täglich Online-Dienste.

Es existieren Computerspiele für Kinder ab 3 Jahren, darunter viele Lernspiele. Die Kinder-Apps werden online heruntergeladen (machen meist die Eltern) und auch oft online genutzt (von den Kindern, mal mit mal ohne Aufsicht). Die Online-Generation ist längst herangewachsen. Man nennt sie gar „Young Digital Natives“.

Während ein Viertel der Sechsjährigen ein Smartphone besitzt, steigt der Anteil bei unter Zehnjährigen bereits auf fast zwei Drittel. Mit 13 Jahren ist es fast überall vorhanden. Ein Leben ohne Smartphone und Online kennt die junge Generation nicht. Und ist für sie auch völlig unvorstellbar.

So wie „Erwachsene“ zum Beispiel über Facebook in Kontakt treten, oder Geschäftsleute statt eine Visitenkarte auszuhändigen, online ihr XING- oder linkedIn-Profil austauschen, so tun es auch schon Kinder. Ist ja auch kinderleicht. Die digitale Vernetzung beginnt heute bereits in ganz jungen Jahren.

Dabei darf nicht vergessen werden: Kinder wachsen in die Medienwelt hinein, die Erwachsene gemacht haben. Mutieren die Kinder heutzutage unabwendbar zu digitalen Einsiedlern? Entwarnung!

Eine rezente Umfrage (August 2017), die das Freizeitverhalten von 4- bis 13-Jährigen untersuchte, befragte hierzu mehr als 2000 Kinder und deren Eltern.

Offline schlägt Online

Die genannte „Kinder-Medien-Studie“ von sechs Verlagen zeigt, dass das Blättern in Kindermagazinen, das Umblättern von Buchseiten mit dem Wischen auf dem Touchscreen korrespondiert. Anders gesagt: Das Medium ändert sich, das Verhalten und die Interessen bleiben dieselben. Offline schlägt Online bei den bevorzugten Aktivitäten: „Mit Freunden zusammen sein“ und „Im Freien spielen“ liegen bei Kindern weit vorne.

Statistisch formuliert liest sich das dann folgendermaßen: 87 Prozent aller Kinder nannten ihre Freunde als wichtigen Bestandteil der Freizeitgestaltung, 82 Prozent spielen gerne im Freien. Nahezu alle Befragten gaben an, ein Fahrrad zu besitzen, und klassische Gesellschafts- und Kartenspiele sind deutlich beliebter als digitale Unterhaltungsangebote. Knapp drei von vier der Befragten lesen mehrmals pro Woche auf Papier.

In der Gruppe der Sechs- bis 13-Jährigen holt das Internet aber deutlich auf, auch was die Mediennutzung betrifft. Erst bei den Zehn- bis 13-Jährigen steigen WhatsApp und Telefonieren zum Hauptbestandteil des Online-Zeitvertreibs auf.

Die immer mal wieder vorgenommene Online-Verteufelung entbehrt daher jeglicher Grundlage.

Eine Zusammenführung der „ARD ZDF Onlinestudie“ mit der „Studie zum Medienverhalten von Kindern“ könnte aussagekräftigere Ergebnisse über die Nutzungsdauer des Internets liefern.

Die Abgehängten

Von den Kindern zur älteren Generation. Ein deutlich niedrigeres Niveau zur Online-Nutzung erreichen die Altersgruppen 50- bis 69 Jahre mit gut anderthalb Stunden, und die über 70 Jahre etwas mehr als eine halbe Stunde täglich.

Eine insofern traurige Entwicklung da viele Menschen dieser Altersgruppen vom Online-Leben ausgeschlossen sind. Gerade ältere Menschen könnten nicht nur einer zu oft vorhandenen Vereinsamung entrinnen, sondern auch viele nützliche Dienste in Anspruch nehmen.

Die App-Industrie scheint dieses „Kundensegment“ noch nicht entdeckt zu haben, ansonsten gäbe es viel mehr Hilfsprogramme für den älteren Teil der Bevölkerung. Aber auch die Hardware-Industrie hat die Entwicklung altersgerechten technischen Geräten völlig verschlafen.

Die meisten alten Menschen sind zudem weder lernresistent noch lernunfähig. Die Nutzung von speziell für betagte Menschen konzipierte Geräte und Apps könnte in Lehrgängen vermittelt werden, ob in der Volkshochschule oder im Seniorenheim. Dieses Thema könnte gar eine perfekte win-win-Situation ergeben: Ältere Menschen halten sich mittels Online-Aktivitäten geistig fit, junge App-Entwickler lernen von erfahrenen Menschen vieles, das sie technisch umsetzen könnten. Synergie-Effekt nennt man das auch.

Die Fantasie eines ganzen Industriezweiges ist verlangt. Vielleicht aber muss man auch bloß mal einen fundierten Businessplan entwickeln. Das Aufzeigen von Gewinnmöglichkeiten beflügelt eventuell die Fantasie von Geräteherstellern und Programmierern.

Phantasy?

Nicht wenige online-affine Menschen schauen sich auch gerne mal Sciencefiction-Filme an oder spielen Phantasy-Games.

Nun denn …

Internet fällt dauerhaft weltweit aus. Ein Teil der Menschheit überlebt die dadurch ausgelösten Katastrophen, fällt entwicklungstechnisch jedoch um Jahrzehnte zurück. Eine dunkle Kraft verhindert den Neustart des Internets erfolgreich und erzieht die Menschen zu einer onlinefreien Lebensweise, zu einer Rückkehr zu einem Leben ohne technische Kommunikationshilfsmittel.

Forward-to-the-past-Ideologie mittels subtiler Gehirnwäsche und absolutem Verbot von Online-Technologie. Stoff für einen (nicht unbedingt realitätsfernen) Thriller?

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