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Spenden Gamer für ein Spiel?

Philipp Stollenmayer bietet sein Spiel Okay? kostenlos im App Store an, gibt Nutzern aber die Möglichkeit, einen Betrag zu spenden.

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150 Jahre nach dem Wilden Westen erwächst eine neue moralfreie Zone: der App Store. So scheint es jedenfalls. Unter dem Schutz der Masse werden gute Apps niedergetrampelt und schlechte gepriesen. Wie kommts? Die Preispolitik ist gerade im Wandel, denn aufgrund des schieren Überangebotes sind Premium-Titel so gar nicht mehr im Trend. Guitar Hero kostet das gleiche wie auf der Konsole? Danke nein. Mein Euro ist im App Store viel mehr wert als in bar.

Phillip Stollenmayer wagt Experiment

Um mit Mobile Games trotzdem einen ähnlichen Umsatz wie mit vergleichbaren Konsolentiteln zu generieren, müssen also die Kosten versteckt werden. Als Werbung, In-Game-Währung, Abo – die Spieler juckt das nicht. Aber wenn ich schon für Monument Valley 3,99 hingeblättert habe, dann will ich doch nicht für einen In-Game-Teil 2 nochmal zahlen. Abzocke, ein Stern. Am liebsten null, geht aber nicht.

Im Konsolensektor gängige Praxis, nur da nennt man es DLC und die Kosten sind ungefähr fünf Mal so hoch. Was hingegen legitim gewesen wäre, einfach einen zweiten Teil als neue App für den gleichen Preis rauszubringen. Merke: Während Updates (egal von welchem Ausmaß) immer gratis sein müssen, sind Vollpreistitel ehrlich, solide, dankbar.

Die Frage nach dem Anstand

Ein merkwürdiger Ort, so scheint es. Nur Verrückte. Ob es im App Store doch noch einen Funken Moral gibt, das habe ich getestet. Mit einer App, für die man bezahlen kann oder auch nicht. Im Februar ist Okay? erschienen, ein entspanntes Spiel für kleine Pausen. Es gilt, mit einer gut platzierten Linie alle Objekte von der Spielfläche zu räumen.

Das Spiel hat in fast allen Ländern der Welt 5 Sterne und wurde unverhältnismäßig oft mit schwärmenden Kommentaren bewertet. Am Spielprinzip liegt das nicht, auch wenn es, bei aller Bescheidenheit, ein gelungenes Spiel ist, sondern an der Preisstrategie.

Einfaches Spenden per PayPal

Spiele, für die man spenden konnte, gab es schon immer. Die Idee ist nicht neu, nur die Umsetzung. Aus Sicht des Spielers ist ein Spiel mit PayPal-Donate-Knopf ein kostenloses Spiel. Und vielleicht zahle ich dafür, mal sehen. Okay? kommt aber nicht als kostenloses Spiel daher, sondern als Spiel, das nach Level 20 fragt, wie viel es dem User wert sei.

Er muss also Vergleiche ziehen, und sich fragen, ob er gewissenhaft den selben Inhalt nutzen will, wie jemand, der 5 Euro dafür hinblättert. Die meisten können das natürlich, da spricht ja auch nichts dagegen. Das ist das Konzept.

Hohe Akzeptanz bei Spielern

Aber einige scheinen sich ertappt, bestätigt oder ermutigt zu fühlen, und zahlen ganz freiwillig, und ohne weitere Vorteile genießen zu dürfen, für das Spiel. Wer kein Geld auf dem Konto hat, ob iTunes oder in echt, fühlt sich gerne mal zu einer Rezension ermutigt. Beides super.

Und ab hier hat der Spieler das gute Gefühl, entweder über sein Schicksal selbst bestimmen zu dürfen, etwas geschenkt bekommen zu haben, oder einfach etwas Gutes getan zu haben. Auf jeden Fall ernst genommen zu werden – Und das gibt der App ein gutes Karma und lässt mich gut schlafen.

Ein erfolgreiches Experiment

Aber hat es sich denn auch ertragstechnisch gelohnt? Etwa 1 bis 2 % haben sich hinreißen lassen, etwas für die App zu zahlen. Das klingt erstmal nicht viel, aber wenn man sich bewusst macht, was das für ein großzügiger Akt ist, ist das erstaunlich. Denn kostenlose Apps werden sehr viel öfter heruntergeladen als kostenpflichtige.

Wenn man diesen Faktor rausrechnet, dazu die Tatsache, dass die App durch die sehr vielen, hohen Bewertungen und das neuartige Zahlungssystem natürlich auch an Gunst gewonnen hat, muss ich sagen, dass ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden bin. Denn Geld von Okay? ist Geld von glücklichen Usern.

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